ÖVAG-Abwicklung

ÖVAG Bad-Bank – eine Überraschung?

Die Abwicklung der ÖVAG durch die Gründung einer Bad Bank kommt nun recht überraschend. Zwar ist schon seit Jahren bekannt, dass die ÖVAG durch ihre Verluste vor allem im internationalen Bereich ein Sorgenkind der österreichischen Bankenlandschaft war, und dass auch der bevorstehende Stresstest die eine oder andere Kapitallücke zum Vorschein befördern würde, aber dass nun eine Abwicklung kurzfristig in die Wege geleitet wird, hätten die meisten Beobachter doch nicht so erwartet.

Eine Pleite? Ja, aber geordnet…

Selbstverständlich ist die Abwicklung der ÖVAG eine Pleite – terminologisch lässt sich da zweifellos auf akademischem Niveau diskutieren, aber inhaltlich steht fest, dass die Verantwortlichen in der ÖVAG wohl keine Chance auf eine Fortführung gesehen haben – und das wahrscheinlich durchaus richtig.

Die jetzt in Angriff genommene Abwicklung lässt zumindest die Hoffnung zu, dass am Ende (je nach Marktlage!) sogar noch der eine oder andere positive Wert übrigbleiben kann. An der Tatsache, dass die Eigentümer (die regionalen Volksbanken) Abschreibungen vornehmen mussten und müssen und dass auch die Staatshilfe von mehr als 1 Mrd. EUR nicht zurückgezahlt werden kann, ändert das selbstverständlich nichts. Ein Schaden wird am Ende daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wohl bleiben – aber der jetzt erfolgte konsequente Schritt wird den Schaden zumindest minimieren und verhindert auf diese Weine noch größeren Schaden. Grund zur Freude besteht also nicht, aber wir SteuerzahlerInnen kommen zumindest mit einem blauen Auge davon und müssen nicht noch zusätzliche Zuschüsse leisten.

Die Gründung einer Bad Bank entspricht den neuen Spielregeln für Bankeninsolvenzen auf europäischer Ebene. Störungen des Finanzmarktes sind aus heutiger Sicht durch die Abwicklung kaum absehbar. Im Gegenteil – im Angesicht der Schwierigkeiten kommt es im Volksbankensektor insgesamt zu einer durchaus gravierenden Bereinigung der Strukturen: die regionalen Institute fusionieren und bilden größere Einheiten (9+3). Das wäre in dieser Form ohne äußere Zwänge in den letzten Monaten nicht so einfach möglich gewesen.

Hypo Alpe-Adria – die Unterschiede

Bleibt die Frage, was hier nun anders läuft als bei der Hypo Alpe-Adria. Die Unterschiede sind allerdings tatsächlich gravierend:

  • Es gibt keine Milliardenhaftungen eines Bundeslandes. Dadurch ist der öffentliche Sektor mit dem Geld der SteuerzahlerInnen “nur” insoweit involviert, als die bereits gewährte Bankenhilfe nicht zurückgezahlt werden kann. Weitere Haftungen stellen also bei der ÖVAG im Gegensatz zur Hypo kein zusätzliches Problem dar.
  • Die Situation ist überschaubar. Die Laufzeiten der abzuwickelnden Geschäfte sind kürzer, daher ist der Zeithorizont besser einzuschätzen. Die Abwicklung der ÖVAG wird recht frühzeitig in Angriff genommen, sodass die Abwicklung selbst voraussichtlich keine weiteren Kosten über die bisherigen Verluste hinaus verursachen wird. Der Großteil der Verluste wird von den Eigentümern (den regionalen Volksbanken) übernommen und nicht den SteuerzahlerInnen aufgebürdet (bis auf die bereits gewährten und verlorenen Staatshilfen).
  • Die Bilanzen der ÖVAG sind (nach heutigem Erkenntnisstand) korrekt – bei der Hypo wurden über die Jahre hinweg immer weitere Leichen aus dem Keller ans Tageslicht befördert. Bei der Hypo wurde (im Nachhinein wohl fälschlich) davon ausgegangen, dass die Probleme lediglich vorübergehend bestehen würden, weil als Ursache die Markteinbrüche der Wirtschaftskrise gesehen wurden – und nicht das strukturell problematische Geschäftsmodell der Hypo mit strafrechtlich relevanten Malversationen, Bilanztricks und -Fälschungen sowie Scheingeschäften am Balkan.
  • Die ÖVAG ist eine Tochter der regionalen Volksbanken. Die “guten” Geschäfte und notwendige Aufgaben für den Sektor können vergleichsweise einfach an lebensfähige Kreditinstitute übertragen werden.

Stresstest als Auslöser?

Auch wenn es heftig dementiert wird – der Stresstest ist zwar nicht die Ursache für die Abwicklung, aber durchaus im zeitlichen Zusammenhang relevant. Sehr wahrscheinlich hätte die ÖVAG einen nennenswerten Kapitalbedarf gehabt, der nicht so einfach aufzubringen gewesen wäre. Zwar hätte es dann noch einige Monate Zeit gegeben, eine Abwicklung aus eigenen Stücken vor der Veröffentlichung der Stresstest-Ergebnisse ist aber jedenfalls einfacher und weniger kostspielig.

Wie viel wird es uns kosten?

Aus heutiger Sicht kann noch niemand seriös den endgültigen Schaden abschätzen. Es scheint aber derzeit so, als ob die geordnete Abwicklung mittels Bad Bank kostendeckend oder sogar noch mit einem geringen Überschuss möglich sein könnte – vorausgesetzt, es kommt zu keinen unerwarteten Einbrüchen auf den Märkten. Bleibt also die bisher schon eingesetzte Staatshilfe als Schaden, also am Ende wahrscheinlich ein Verlust von gut 1 Mrd. EUR für die Öffentlichkeit. Im Vergleich zur Hypo ist das ein geringer Betrag – in Euro aber durchaus immer noch viel Geld…